
Palm Springs – Balsam für die Seele
Als „echter“ Filmnerd verfolgt man gemeinhin das Geschehen in Hollywood. Neue Trailer, Filmgerüchte, Festival-Zyklen. Zugegeben im Corona-Jahr 2020 fehlte mir dazu mehr als sonst die Zeit und Geduld. Ein Film auf den ich mich aber nach den ersten positiven, internationalen Rezensionen und dem Trailer sehr gefreut habe war die Hulu-Produktion Palm Springs.
Hommage oder Kopie? Palm Spring ist beides!
Der Trailer macht keinen Hehl daraus, dass Palm Springs quasi eine Hommage an Und täglich grüßt das Murmeltier ist, wenn man böse sein will sogar eher eine billige Kopie mit der Wüste Nevadas statt dem verschneiten Punxsutawney. Doch was der Trailer auf jeden Fall zeigt: Die beiden Hauptdarsteller Andy Samberg and Cristin Milioti haben eine unfassbar großartige Chemie.
Aber seht selbst:
Palm Springs auf dem Fantasy Filmfest
Als ich vor einer Weile mal wieder gecheckt habe, ob der Film vielleicht zufällig mittlerweile irgendwo als Stream angekommen ist, entdeckte ich, viel besser, es gibt eine Live-Vorstellung. Denn trotz Corona gab’s auch in diesem Jahr wieder ein Fantasy Filmfest. Und das war der Opener.
Ich bin ja großer Fan vom Fantasy Filmfest, neige aber dazu zu vergessen wann es stattfindet und bin dann jedes Jahr wieder überrascht. In diesem Jahr gab’s eine reduzierte Version (weniger Filme, kürzerer Zeitraum) und neben Palm Springs haben wir direkt noch zwei weitere Filme mitgenommen. (Dazu an anderer Stelle mehr).
Und auch wenn ich mit den Corona-Maßnahmen vor Ort nicht ganz einverstanden war („Die Lüftung ist so gut, dass innerhalb der Reihen keine Sitze freigelassen werden müssen.“), mit Maske auf ließ es sich relativ gut ertragen und oh, Palm Springs war genau das, was der Trailer versprochen hat und was man in einem Jahr wie 2020 braucht.
Manchmal reicht’s wenn Filme einfach gut sind
Und das ist, wohlgemerkt, keine Selbstverständlichkeit. Siehe Tenet. Doch Palm Springs lebt vom Zusammenspiel seiner beiden Hauptdarsteller. Andy Samberg liebe ich ja seit diesem Auftritt, wo er erzählt, wie Mark Zuckerberg ihm Facebook einrichtet. Und Cristin Milioti war einer von sehr wenigen Gründen die letzte Staffel How I Met Your Mother überhaupt noch zu sehen.
Der Plot von Palm Springs ist wie gesagt schnell erzählt: Nyles ist in einem Time Loop gefangen und durchlebt die Hochzeit bei der er eh nur +1 ist immer wider. Durch einen Zufall wird auch Sarah, die Schwester der Braut, mit in die Zeitschleife gezogen und die beiden müssen nun versuchen aus der Sache wieder heil rauszukommen. In einer Nebenrolle ist unter anderem auch der fabelhafte J.K. Simmons am Start.
Es geht auch ohne überraschende Twists
Das Überraschendste an Palm Springs ist, dass nichts überraschendes passiert. Eigentlich müsste das langweilig sein, ist es aber nicht. Viel hat der Film dem Zusammenspiel zwischen Sandberg und Milioti zu verdanken. Den beiden hätte man noch viel länger zuschauen können. Aber das Schöne an Palm Springs ist: Der Film weiß, dass du weißt, das er mit den selben Bausteinen wie Und täglich grüßt das Murmeltier spielt und verschwendet nicht seine Zeit das alles noch mal zu erklären.
Stattdessen geht’s zügig und kurzweilig voran, man kann sich entspannt mitziehen lassen. Dabei wird gelacht, es ist aber auch mal ernster und philosophisch. Und es gibt (Spoiler!) eine wunderschöne Einstellung mit Dinos. Macht im Kontext Sinn, versprochen!
Palm Springs: Entspannt unterwegs auf der Meta-Ebene
Peter Debruge hat es in seiner Variety-Rezension zu Palm Springs sehr schön auf den Punkt gebracht:
The repetition — typically the most frustrating aspect of this genre — becomes a kind of metaphor for the drudgery of real life here. But “Palm Springs” is to time-loop movies as “Zombieland” was to the undead genre: It’s an irreverent take on a form where earlier iterations were obliged to take themselves seriously. […] It asks: If life’s routine is like a lousy carousel ride, repeating itself over and over, who would you want by your side?
Vielleicht ist es die Überlastung durch ständig neue Doom-and-Gloom Corona-Nachrichten oder die über-dramatisierten Hollywood-Filme in letzter Zeit, wo immer alles noch schlimmer und furchtbarer sein musste, um das Publikum zu beeindrucken. So oder so: Palm Springs ist geradlinig, vertraut im spielerischen Umgang mit seinen Klischees und sympathisch durch seine unaufgeregte Art. Ich habe jedenfalls lange keinen Film mehr gesehen, den ich uneingeschränkt jedem der mich nach ein bisschen Feelgood-Unterhaltung fragt, empfehlen würde.
Und manchmal reicht das doch auch schon für einen guten Filmabend.
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