
Moonfall – Auch guten Trash zu machen, will gelernt sein
Auch wenn Katastrophen-Filme eher einen schlechten Ruf genießen: Es ist ein Genre, was sich nicht nur größter Beliebtheit erfreut, sondern generell durchaus eine Kunst für sich ist. Ja, die Handlung darf kitschig und vorhersehbar sein. Die Held*innen sind meist Archetypen, die man schon hundert Mal in verschiedenen Varianten gesehen hat. Bombastisch, groß, dramatisch und natürlich Welt-beendend muss es sein. Schema F, super einfach. Denkt man! Aber trotzdem schaffen es die wenigsten Katastrophen-Filme wirklich den Sweet Spot zwischen Trash und guter Unterhaltung zu treffen. Moonfall (2022) ist dabei das beste Beispiel dafür, dass man alle Boxen abhaken kann und trotzdem ein schlechter Film dabei herauskommt.
Die richtigen Puzzleteile setzt Moonfall falsch zusammen
Eigentlich war Moonfall prädestiniert für die Hitliste der Katastrophen-Filme. Routinier Roland Emmerich, der dem Genre unter anderem Independence Day und The Day after Tomorrow bescherte, führt Regie, schreibt das Drehbuch und produziert. Der Cast kann sich auch sehen lassen, denn Halle Berry und Patrick Wilson sind durchaus sehr gute Schauspieler. Auch wenn beide in den letzten Jahren eher durch mittelmäßige Einträge in ihren IMDb-Profilen aufgefallen sind. Die Handlung ist auch relativ geradlinig: Zwei ehemalige Astronauten, sie erfolgreich, er in Ungnade gefallen, tun sich mit einem Verschwörungstheoretiker zusammen, als der Mond sein Orbit verlässt und die Welt droht unterzugehen. So weit, so klassisch.
Moonfall scheitert an seinem mittelmäßigen Plot
Das erste Warnzeichen, dass Moonfall nicht ein simpler Kassenerfolg wird, ist das Drehbuch: Drei Drehbuchautoren, die an einem Skript arbeiten, ist selten ein gutes Zeichen. Und einer von ihnen ist hauptberuflich nicht Autor, sondern Komponist. Kaum verwunderlich also, dass das erste Drittel relativ zügig durch die Vorgeschichte huscht, bis der Mond dann endlich die Katastrophe herbeiführt. Und dann gehts steil bergab. Das letzte Drittel des Films ist so faul erzählt, dass man sich fragen muss, ob das Skript nicht von einer künstlichen Intelligenz zusammengestückelt wurde. Der große Twist wirkt absurd und überstürzt, die letzten dreißig Minuten sind ein dermaßen großer Expositionserguss, dass der Zuschauer schon nach einigen Sekunden abschaltet. Das Ende ist dann auch noch so offensichtlich auf eine Fortsetzung ausgelegt, die niemand braucht, dass es den Zuschauer nur so schüttelt.
Gute Visual Effects sind nicht optional
Neben der absolut mittelmäßigen Handlung und dem mehr oder weniger holprigen Dialog, – der sich unter anderem und sinnloserweise um Songlyrics von Totos „Africa“ dreht, – fallen vor allem die Visual Effects negativ auf. Klar, ein Produzent wie Roland Emmerich lässt vermuten, dass Budget vorhanden ist. Doch selbst wenn in Zeiten von Corona-Pandemie und Ausbeutung von Künstlern durch die Marvel-Überproduktion nicht genug Zeit/Geld/Wille da ist, gute Effekte zu produzieren: Ein Katastrophenfilm lebt davon, dass seine Bilder dramatisch und atemberaubend sind. In Moonfall dagegen wird sogar für Außenaufnahmen ein Green Screen benutzt, sodass man das Gefühl hat, dass Patrick Wilson den gesamten Film in einem leeren Studio allein verbracht. Für einen Film, der 140 Millionen Dollar gekostet hat, mehr als schwach.
Eine gute Story ist die halbe (Katastrophen-Film)-Miete
Gefühlt bestimmt die Film-Industrie im Jahr 2022 besonders der Drang nach Spektakel. Visuelle Effekte, Action, Superlative. Das war schon immer in der ein oder anderen Form so. Zurzeit ruhen sich viele Studios jedoch auf der Nostalgie-Welle aus oder bringen immer wieder Varianten des Altbekannten heraus. Ein Genre wie das des Katastrophen-Films lebt von beidem. Doch einfach nur To-Dos abhaken, die irgendwie schon immer so funktioniert haben, genügt einfach nicht, um einen guten Film zu machen.
Was die meisten Studios vergessen: Eine gute Story mit dreidimensionalen Charakteren ist immer noch das A und O. Warum funktioniert Thor: Ragnarok besser als Thor: Love and Thunder? Weil der eine besser erzählt ist als der andere. Warum ist der erste Scream immer noch ungeschlagen im Vergleich zu Nummer 5, obwohl sie gleich heißen? Weil der erste Teil eine simple Handlung mit klaren Charakter-Archetypen hat und sich nicht in Selbst-Referenzen verliert. Die Liste an Positiv- versus Negativ-Beispielen ist derzeit lang und klar. Die Frage ist, ob auch ein Roland Emmerich diese Lektion lernen wird. Immerhin hat sein 140 Millionen Dollar Spektakel gerade mal 10 Millionen Dollar wieder eingebracht. Bei einem IMDb-Rating von 5,2 von 10! Die Message ist klar: Gebt euch endlich wieder mehr Mühe mit euren Film-Skripten!
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