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James Bond darf nicht blond sein – und warum das Quatsch ist

Dieses Jahr kommt ein neuer James Bond in die Kinos. No Time to Die heißt er und falls jemand den Trailer verpasst haben sollte, der kann das jetzt hier nachholen. Daniel Craig ist ein bisschen gealtert, der erste Bond mit ihm ist immerhin schon 14 Jahre her, was mich doch ein wenig überrascht hat. Aber immerhin wirkt er so, als ob er immer noch ein wenig Spaß am Ganzen hat. Nach der Pressetour zum letzten Film, bei der er ziemlich deutlich zu verstehen gegeben hat, dass er durch ist mit der Nummer („I’d rather break this glass and slash my wrists.“), eine doch positive Überraschung.

James Bond war nicht immer blond

Bei dem ganzen Medienzirkus um den neuen Film, hatte ich irgendwie ganz vergessen, was für einen „Aufschrei“ es weit vor dem Start von Casino Royal im Jahr 2006 gab. Denn nach dem die Macher von Bond sich sehr lange bedeckt gehalten hatten, wer denn nun Pierce Brosnan beerben sollte, wurde Daniel Craig als neuer 007 benannt. Und direkt kam der Gegenwind. Das Argument: James Bond hat dunkle Haare, hatte schon immer dunkle Haare und sollte sie auch behalten. Puh.

In meinem Artikel zum weiblichen Ghostbusters-Reboot habe ich ja schon ein bisschen über Nerds und ihre Abneigung zu Veränderung geschrieben. (Und ja, da gibt’s für mich keinen Unterschied zwischen Geschlechtern, Nerds sind für mich alle!) Und auch wenn der Backlash beim blonden James Bond weitaus nicht so heftig war, wie bei weiblichen Geisterjägern, kann man schon rückblickend sagen, dass es eine ganze Reihe Menschen ziemlich lang beschäftigt hat.

Veränderungen ja, aber doch nicht bei Popcorn-Kino!

Zugegeben: Hollywood-Blockbuster, vor allem in Reihen-Form, leben von ihrer Formel. Wer einen Mission Impossible-Film sieht, einen Film aus dem Harry Potter-Universum oder einen Marvel-Film, der erwartet etwas bestimmtes. Je nach Franchise gewisse Charaktere, Handlungen und Konventionen des filmischen Universums. Jeder dieser Filme muss also gleichzeitig intrinsische Klischees bedienen und neu genug sein, dass man ihm nicht Faulheit und Innovationsarmut vorwirft. Gar nicht so leicht.

Dazu kommt, dass Filmstudios in den letzten Jahren weniger risikofreudig geworden sind. Die Branche wird (ähnlich wie die Buchbranche) seit Jahren tot gesagt und glaubt nur mit altbewährtem kann man wirklich punkten. Bestes Beispiel dafür sind die endlosen Live-Action-Remakes alter Disney-Zeichentrick-Filme. Da ist ein blonder James Bond tatsächlich ein großes Risiko gewesen. Das sich bewährt hat, aber so hat es sich vor einigen Jahren noch nicht angefühlt.

Bloß nichts Neues ausprobieren

Darf Arielle etwas anderes als hellhäutig sein? Ist es okay, dass ein Anime-Charakter von einer weißen Amerikanerin gespielt wird? Warum darf Idris Elba nicht James Bond sein? Und was ist jetzt nun so schlimm daran, dass man Ocean’s 11 einfach mal mit Frauen gemacht hat?

Oft geht es in Diskussionen um Veränderung von bestehender Popkultur gar nicht um die Veränderung selbst. Sondern um Vorurteile und unterschwelligen Rassismus. Wer sagt denn, dass James Bond nicht dunkelhäutig sein darf? Die Buch-Reihe auf der das alles basiert? Daran halten sich die Filme doch eh nicht. Warum also die Vorgaben zum Charakter penibel beibehalten?

In vielen Diskussionen, jüngst eben zum Beispiel beim Cast von der Live Action-Arielle-Version, geht es gar nicht darum, dass der Quelltext sich ändert, sondern das Arielle anders aussieht. Anders als die Menschen für die in der Vergangenheit diese Filme zugeschnitten waren, white people halt. Mal abgesehen davon, dass Arielle auch inhaltlich mal ein kleines Update vertragen könnte (bla bla Liebe), wird Disney doch eh nichts an der Story ändern. Heißt: Es ist Arielle, nur sie sieht halt anders aus. Nicht schlimm also.

Wegen von der Norm und schon wird’s spannend

Natürlich kann man „OMG James Bond ist jetzt BLOND“ natürlich nicht mit Kontroversen vergleichen in denen es um Rassimus und Hautfarbe und Whitewashing geht (siehe das Ghost in the Shell-Remake oder Tilda Swinton in Doctor Strange). Aber wenn wir eines aus den neuen James Bond-Filmen gelernt haben sollten, dann das Veränderung gut ist!

Der neue James Bond ist nämlich nicht nur blond, sondern nicht annäherend so glatt gebügelt wie vorher. Klar, ist ja quasi ein Prequel, aber hier werden die alteingesessenen Klischees ordentlich auf links gedreht und bringen so frischen Wind in das Ganze. Das beste Beispiel? Die Sache mit dem Martini:

War das anders als in jedem anderen Bond-Film? Ja! Und war es deshalb schlecht? Nee, natürlich nicht.

Klar, manchmal ist es schwer sich von den eigenen Vorstellungen wie ein Charakter oder eine Film-Reihe zu sein hat zu lösen. Aber wenn man sich dann mal darauf einlässt, hey, vielleicht wird man ja sogar positiv überrascht. Also, wo unterschreibe ich die Petition, dass Idris Elba der nächste Bond wird?

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