#rezension

«Die Unfassbaren» – Abrakadabra à la Hollywood

„Wählen Sie eine Karte aus, irgendeine Karte.“ Mit dem simpelsten aller Zaubertricks beginnt Now You See Me (etwas sperrig übersetzt mit Die Unfassbaren). Das der Zuschauer im Kinosaal sofort die Karo Sieben ins Auge fasst, genau wie das fiktionale Publikum von Trickser J. Daniel Atlas, macht ihn von Beginn an zu einem Teil der Handlung und damit Komplize in einer spektakulären 116-Minuten-Zaubershow. Wie seine Gegenparts im Film sitzt der Zuschauer gebannt im Saal und verfolgt die magischen Spielchen auf der Leinwand, immer auf der Suche nach dem Trick, dem doppelten Boden, der wahren Geschichte.

Gerade durch diese indirekte Aufforderung den Film immer mit Blick auf das was er versteckt zu betrachten, ist die erste halbe Stunde von Now You See Me eine interessante Mischung aus den Ocean‘s Filmen und dem ähnlich gestrickten Magier-Film The Prestige. Man ahnt, dass  einen mehrere falsche Fährten und Twists erwarten. Dabei ist es im Grunde aber eigentlich nebensächlich ob man vorher entschlüsselt was passiert oder sich bis zum Ende  einwickeln lässt.

Das Now You See Me seine Handlung so unaufgeregt und spielerisch entfaltet ist zum größten Teil dem Ensemble zu verdanken. Neben Schauspiel-Urgesteinen wie Michael Caine und Morgan Freeman geben Mark Ruffalo und Mélanie Laurent die Gesetzeshüter. Isla Fisher, Dave Franco, Jesse Eisenberg und Woody Harrelson sind ihre Gegenparts, die „Four Horsemen“. Obwohl jeder Schauspieler die für ihn üblichen Rollen spielt (Jesse Eisenberg als leicht eingebildeter Spielertyp, Woody Harrelson als Klassenclown und Morgan Freeman als weiser Allwissender) haben die Schauspieler doch sichtlich viel Spaß an ihrem Film, sodass es schwer fällt sich nicht mitreißen zu lassen.

Auch die Handlung ist sichtbar einfach aufgestellt. Die vier Magier, vorher eher auf kleinem Fuße unterwegs, schließen sich zusammen und zelebrieren eine Reihe von drei aufsehenerregenden Zaubershows. Warum und zu welchem Zweck sie das tun ist das Mysterium des Films. Während sie wie Robin Hood das Geld an die Zuschauer verteilen, versuchen FBI Agent Dylan Rhodes (Ruffalo) und Interpol Agentin Alma Dray (Laurent) ihnen auf die Schliche zu kommen. Trotz mehrere linker Haken die der Film schlägt, verliert er seinen roten Faden nie aus den Augen, ein Problem was andere Filme dieses Genres schon mal stolpern lässt (zuletzt passiert bei der sichtlich bemühten Handlung von Inception).

Im Grunde betrachtet ist Now You See Me selbst ein kleiner Zaubertrick. Denn Kino ist auch immer ein Stück weit mit der Blendung und Irreführung des Zuschauers beschäftigt. Sobald man nämlich näher über die Handlung nachdenkt, zeigt die Fassade des Films erste Risse. Es gibt Ungereimtheiten, insbesondere was die Vorgeschichten einzelner Charaktere betrifft. Bestes Beispiel dafür: Mark Ruffalos FBI Agent Dylan Rhodes, der sicherlich ein wenig ausbaufähiger gewesen wäre.

Allerdings macht der Film einfach so viel Spaß, dass man diese Schwachstellen erst hinterher bemerkt, wenn alles schon vorbei ist. Wie bei einem echten Zaubertrick lässt man sich gerne verwirren und unterhalten. Das ist es auch was Now You See Me so sehenswert macht. Echtes Popcorn-Kino eben.

Und als kleiner Rate-Tip für den Twist zum Schluss empfehle ich die Methode Holmes: „Wenn man das Unmögliche ausgeschlossen hat, muss das, was übrig bleibt, die Wahrheit sein, so unwahrscheinlich sie auch klingen mag.”

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